Tobias Gärttner - 3. Platz in der Altersklasse 35-39 bei der Ironman-70.3-WM in St. George / Utah

Am 29.10.2022 stand das Highlight der Saison auf dem Plan. Die 70.3-WM in den USA, genauer in St. George/Utah. Nachdem es bei der Anreise am 20.10. noch warme 30 Grad hatte, gab es 2 Tage später nur noch etwa 15 Grad Höchsttemperaturen. So sollte es die Tage bis zum Rennen auch bleiben, nachts teilweise nur noch Temperaturen um den Gefrierpunkt. Das Training in den Tagen vor dem Rennen verlief bis auf 2 platte Reifen bei einer Radausfahrt soweit gut und ich war sehr gut vorbereitet um am 29.10. morgens um 07:55 Uhr die 1,9km Schwimmen, 90km Radfahren und 21,1km Laufen in Angriff zu nehmen.

Der Schwimmstart war bei 5 Grad Celcius Außentemperatur, die Wassertemperatur lag bei 16,8 Grad. Man musste sich also Gedanken machen, wie man vor dem Start warm bleibt und was man danach beim Rad fahren alles anzieht. Das Schwimmen verlief dann sehr gut, mit 29:26 Minuten völlig im Soll und in etwa um Platz 80. Anhaltspunkte während des Rennens hatte ich allerdings keine, da ich alleine vor Ort war.
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Die 1. Wechselzone war ziemlich lang, sodass sich die Wechselzeit auf über 5 Minuten ausdehnte. Hier lief aber auch alles soweit ganz gut. Vielleicht 10 Sekunden beim Neoprenanzug ausziehen liegen lassen, aber sonst passte alles. Die Radstrecke hatte es in sich, nicht nur wegen den kalten Temperaturen sondern weil es auch ein ständiges Auf und Ab gab. Die 90km hatten insgesamt über 1000 Höhenmeter zu bieten. Der erste Anstieg kam schon nach ca. 8km was gut ist, sodass sich die Spreu relativ schnell vom Weizen trennt und die schwächeren Radfahrer sich dadurch nicht bei den stärkeren im Windschatten aufhalten können. Es is zwar ein Abstand von mindestens 10m vorgeschrieben, aber der wird nicht immer eingehalten und selbst bei 10m Abstand mekrt man den Windschatten noch. Die schwere Radstrecke kam mir zugute und ich habe einiges riskiert, da ich bei der WM nicht einfach nur dabei sein wollte. So bin ich jeden Anstieg ziemlich hart gefahren und habe dann versucht bei den bergab Passagen, bei denen die Geschwindigkeit eh schon hoch ist, etwas Kraft zu sparen. Am Ende war die Radzeit bei 2:12 Stunden und ich bin bis auf den 3. Platz in der Altersklasse 35-39 vorgefahren.

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Der 2. Wechsel war dann deutlich kürzer, da es eine ganz andere Wechselzone war und die Fahrräder von "Catchern" abgenommen wurden. Der Wechsel in die Laufschuhe dauerte ca. 1:30 Minute mit allem drum und dran und dann ging es auf die abschließenden 21,1 Laufkilometer. Auch die Laufstrecke war sehr anspruchsvoll, aufgeteilt in 2 Runden und insgesamt ca. 220 Höhenmetern, galt es zu Beginn jeder Runde die ersten 3,5 Kilometer jeweils 100 Höhenmeter hinter sich zu bringen. Nach ca. 2 flachen Kilometern ging es dann zum Teil über das Grün eines Golfplatzes wieder zurück in Richtung Zielbereich. Vom Gefühl her lag ich ziemlich gut im Rennen und fühlte mich auch noch ganz gut, wobei die Füße aufgrund der Kälte taub waren. Dadurch war das Laufen anfangs etwas unangenehm, die Kilometerzeiten passten jedoch. Mein Plan war den Halbmarathon möglichst unter 1:20 Stunde zu laufen. Daher sollten die 3,5 Kilometer berghoch mit ca. 4:00 Minuten/Kilometer gelaufen werden, die Kilometer waren zwischen 4:00-4:05. Im Flachen dann bei 3:50 min/km und bergab bei 3:35 min/km, nach 7km kam auch das Gefühl in den Füßen zurück und das Laufen fühlte sich wieder wie laufen an. Die erste Runde noch voll im Plan, wurde die 2. Runde dann deutlich schwerer. Berghoch fühlte ich mich noch gut, die Zeiten waren bei 4:05-4:10, nach etwa 15km wurde es dann allerdings richtig hart. Energie war nicht mehr wirklich da, nur noch der Wille, das bis dahin sehr gute Rennen auch sehr gut zu Ende zu bringen und der Gedanke daran, dass 4 von den 6km bergab sind. Ich wurde dann auch etwa 10 Sekunden pro Kilometer langsamer als in der 1. Runde und im Ziel war der Halbmarathon bei 1:21 Stunde, allerdings war ich aufgrund der harten Strecke mega zufrieden mit der Zeit.

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Meine Gesamtzeit betrug 4:10 Stunden und als ich im Ziel dann erfahren habe, dass ich 3. in der Altersklasse 35-39 bei einer WM geworden bin, war ich überglücklich.
Ein absolutes Highlight nochmal zum Ende des Rennkalenders. 

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Tobias Gärttner bei der Ironman-Weltmeisterschaft Hawaii 2017


Am 04.10.17 begann meine Reise zur Ironman Weltmeisterschaft nach Hawaii. Aufgrund der Zeitverschiebung landete ich auch am 04.10. abends um 22 Uhr auf Hawaii. Nachdem am 05.10. die erste Trainingseinheit anstand, welche aus 70km Radfahren und 5km Laufen bestand, war ich ganz schön geschlaucht und auch am 06.10. brauchte ich noch zur Erholung. Danach lief die Akklimatisierung deutlich besser und schneller, wobei jeden Tag etwas Training anstand und auch einige Dinge für das Rennen am 14.10. erledigt werden mussten (z.B. Nationenparade, Wettkampfbesprechung, Stratunterlagenabholung usw.).

Am 14.10. war für mich dann um 03:45 Uhr die Nacht rum und es ging um 04:45 Uhr auf in Richtung Wechselzone, das Rad und die Wechselbeutel mussten schon am Vortag eingecheckt werden. Um 05:15 Uhr angekommen, wurden mir die Startnummern auf die Unterarme "tätowiert" und ich durfte noch die letzten Vorkehrungen an meinem Rad, wie z.B. Reifen aufpumpen, vornehmen. Als der erste Kanonenschuss ertönte, war das das Signal, dass die Profis ins Rennen geschickt wurden und ich noch eine halbe Stunde bis zu meinem Start hatte. Also noch kurz mit Sonnencreme eingeschmiert und auf in den Ozean um die ca. 200m bis zur Startlinie zurück zu legen. Um 07:05 Uhr ging es dann endlich los.

Das 3,86km lange Schwimmen im Pazifik verlief super. Bei ca. 1.500 Teilnehmern, die alle zeitgleich losgeschickt wurden, war ich auf einige Schläge und Tritte eingestellt, dies blieb mir aber zum Glück größtenteils erspart und so stieg ich nach 1:03 Stunden aus dem Wasser. Meine Unterstützung vor Ort, Sina, Jutta, Peggy und Wolfgang haben mich hervorragend mit den Zwischenzeiten versorgt und als ich die Zeit hörte, war ich mit der ersten Teildisziplin sehr zufrieden.

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Das Radfahren auf der über 180km langen Radstrecke war anfangs sehr hektisch, da sich sehr viele Teilnehmer innerhalb weniger Minuten befanden und ein Abstand von mindestens 12m eingehalten werden sollte, was zu Beginn unmöglich war. Erst nach ca. 50km beruhigte sich das Ganze etwas und ich konnte mich mehr auf mich konzentrieren als darauf zu achten, eine Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens oder Blockierens zu bekommen.
Der Wind, welcher auf Hawaii seine Tücken hat, kam im Laufe des Tages immer mehr auf, anfangs noch Rückenwind, gab es nach 60km plötzlich richtig harten Gegenwind, der mich einmal auch fast vom Rad geschmissen hätte und so wurde das Rad fahren auch immer selektiver. Nach gut 90km gab es vor dem Wendepunkt eine langgezogene Steigung mit zusätzlich Gegenwind, hier war nochmals die Devise, durchzuziehen und danach bei der Abfahrt mit Rückenwind etwas die Beine hochlegen. Der Weg zurück war bis ca. 150km sehr gut und ab hier gab es die letzten 30km nur noch Gegenwind.
Die letzte Verpflegungsstelle war ca. 20km vor der Wechselzone und bei inzwischen ca. 35 Grad Celcius reichte mir das Trinken leider nicht bis zur Wechselzone, was eine zusätzliche Erschwernis darstellte. Nach ca. 4:58 Stunden (reine Radzeit) war auch das Radfahren zu Ende und auch hiermit war ich sehr zufrieden. Die letzten 20 Kilometer waren aber sehr hart und ohne Trinken auf den letzten 10 Kilometern hieß es nur noch, so gut es geht bis zur Wechselzone zu kommen. Hier habe ich mir dann auch mehr Zeit genommen um möglichst viel zu trinken.

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Nach inzwischen ca. 6:10 Stunden standen die 42,2km Laufen an, die letzte Disziplin des Tages. Nachdem soweit alles fast reibungslos verlief, ging ich ziemlich euphorisiert auf die Laufstrecke, bei welcher ich die ersten 5km in 22:10 Minuten lief, auch die nächsten 10 Kilometer liefen noch nach Plan. Danach ging es allerdings eine steile Rampe hoch, ca. 500m lang und teilweise vermutlich ca. 8 - 10% steil. Diese zog mir etwas den Zahn, sodass ich mental etwas nachgegeben habe. Ich war nur noch darauf aus, die letzten 26km gut zu Ende zu laufen aber nicht mehr bereit um jeden Platz zu kämpfen.
Alle ca. 1,6km kam eine Verpflegungsstelle, mein Ziel war es jedes Mal, diese 1,6km durchzulaufen und mir dann Zeit an der Verpflegung zu nehmen. Teilweise hielt ich mich hier über 2 Minuten auf, um den Körper zu kühlen und genug zu trinken. Die Zeit an der Verpflegung wurde dann bei inzwischen knapp 40 Grad Celcius Luftemperatur und über 50 Grad Asphalttemperatur immer länger.
An den meisten Tagen schoben sich gegen 13, 14 Uhr Wolken vor die Sonne, die das Klima etwas erträglicher machten, nicht aber an diesem Tag. Keine einzige Wolke hatte sich an diesem Tag erbarmt und um ca. 17:10 Uhr, nach 10:05:58 Stunden hatte ich das Ziel erreicht. Mein Traum, den Ironman auf Hawaii bestreiten und ins Ziel bringen zu dürfen, hatte sich erfüllt und ich war überglücklich, wenngleich es auch das mit Abstand härteste Rennen war, das ich je gemacht habe. Meine Marathonzeit von 3:56:50 war nur noch eine Randnotiz.

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Am Ende bleibt mir nur noch, mich bei allen Unterstützern zu bedanken, sei es finanziell oder in irgendeiner anderen Form. Zudem möchte ich mich auch bei allen Leuten bedanken, die vor dem Bildschirm mitgefiebert haben und sich die ganze Nacht um die Ohren geschlagen haben, das zu Wissen, motiviert einen nochmals extra.
Ein riesengroßes Dankeschön geht aber noch einmal an die Unterstützer direkt vor Ort: Sina, Jutta, Peggy und Wolfgang. Ohne euch, wäre das alles so nicht möglich gewesen, VIELEN DANK FÜR EURE UNTERSTÜTZUNG!!!

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Erster TSV-Degmarn-Sportler beim Ironman

Das Rennen meines Lebens.

Ein herzliches Hallo an euch alle, die so sehr mitgefiebert haben und schon die ganze Zeit nach nem detailierten Bericht gefragt haben. Hier lass ich mal meine gestrigen Erlebnisse Revue passieren und hoffe, dass ihr alle einen Eindruck von dem Wahnsinnstag bekommt. Eines muss ich aber von vornherein sagen. Der Bericht ist sehr ausführlich mit Gedanken während des Rennens und einigen "Kleinigkeiten", bei denen manche vielleicht sagen, warum erzählt er das. Ich bin mir aber sicher, dass diejenigen, die schon Mittel- oder Langdistanzerfahrungen gemacht haben, sich damit genau auskennen. Dennoch ist er länger geworden als gedacht ;). Bilder füge ich hier mit ein und Videos lade ich so hoch. Sind aber nur Handybilder, Bilder mit den Kameras folgen noch.

Nach einem relativen guten Schlaf, bin ca. nach einer Stunde wachliegen schon eingeschlafen (da war s ca. halb 12) hat um 04:30 Uhr der Wecker geklinget. Gerichtet war alles so weit, nur die Getränke mussten noch gemischt werden. Also eigentlich alles easy. Um 05:30 Uhr bin ich dann an der Wechselzone angekommen und wie ihr euch denken könnt, "eigentlich alles easy", hab ich festgestellt, dass ich den After-Race Beutel (die Wechselsachen für nach dem Remmen) im Hotel vergessen habe. Fahrzeit ca. 15 Minuten. Also meine Freundin Karo losgeschickt um den Beutel zu holen, war ja noch genug Zeit und in der Zwischenzeit konnte ich auch die letzten Vorkehrungen am Rad und an den Wechselbeuteln treffen. Leider haben wir uns dann am ausgemachten Ort und Zeit verpasst, sodass ich mit meinem Rucksack und dem Neoprenbeutel da stand und ja. Zum Glück kamen dann recht schnell die weiteren Supporter (Peggy, Melina und Wolfgang, Sina und Vanessa kamen dann auch weitere 10 Minuten später) und ich habe die Sachen schnell losbekommen, da war es dann auch schon 06:45 Uhr. Alles in allem noch nichts um übermäßig nervös zu werden. Also schnell 5 Minuten warmgelaufen und Arm gekreist, danach zur Startaufstellung.


Los ging es für mich mit den 3,86 km um ca 07:24 Uhr, da pro Sekunde ein Athlet gestartet ist, um nicht ca. 1300 Leute gleichzeitig auf die Reise zu schicken. Das Schwimmen verlief dann nach Plan, Zeiten gab es logischerweise nicht, dafür aber mein Gefühl ;) und das hat gesagt, dass es gut läuft, zumindest hab ich mich nicht kaputt gefühlt und das Anfangstempo locker durchgeschwommen. Ausgemacht war, dass ich nach dem Schwimmausstieg die Schwimmzeit zugerufen bekomme, um ein Gefühl dafür zu haben, wie zufrieden ich sein kann. Leider haben wir uns hier wieder verpasst und ich musste mich an der Uhrzeit auf dem Tacho orientieren, zu welcher Zeit ich ins Wasser bin, war mir aber nicht bekannt und die Wechselzeit konnt ich auch nur abschätzen. Pi mal Daumen kam ich auf eine Schwimmzeit von 1:08 - 1:10h, was im Plan war. Letztendlich war es 1:03h, was ich nie erwartet hätte.

Tobi Iron1

In der Wechselzone lief auch alles nach Plan, Beutel und Rad gleich gefunden und los ging es auf die 180km lange Reise. Ich kam gut rein, nur leider hat mein Wattmessgerät verrückt gespielt (im Flachen hat es 400 Watt angezeigt, fahren wollte ich 220 Watt und selbst beim Intervalltraining trete ich im Flachen über 3 Minuten maximal 400 Watt, später ist das Ding dann komplett ausgefallen), dadurch habe ich die wichtigste Orientierung verloren. Die Herzfrequenz war noch als Anhaltspunkt da, aber diese kann von Tag zu Tag und je nach Wohlbefinden variieren, daher ist es nicht sehr verlässlich. Egal, nicht aufregen war die Devise und auf mein Gefühl vertrauen. Über die ersten Hügel kam ich dann auch gut drüber und habe Platz um Platz gut gemacht, was ordentlich pusht, aber nicht dazu verleiten sollte, schon am Anfang die Körner zu verschießen.
Die Verpflegung hat soweit auch gut funktioniert, sodass ich nie das Gefühl hatte, dass mir der Sprit komplett ausgeht. Bei Kilometer 45 habe ich eine ISO-Flasche verpasst, ansonsten gab s keine Zwischenfälle. Bei dieser Verpflegung hatte ich noch 3 Gels am Rad und eine Wasserflasche, Also sofort ein Gel runter und gut, nach 20 Kilometern kommt ja wieder ISO. Dann kam bei Kilometer 55 der Sturz, was viele vermutlich noch gar nicht wissen. Ich bin in eine 90-Grad Linkskurve (von einer Hauptstraße in einen Feldweg) etwas zu übermotiviert reingefahren und um ein paar Zentimeter ging mir der Asphalt aus (das Vorderrad kam ins nasse Gras und ist weggerutscht). Bei ca. 30 km/h bin ich aufgeschlagen und habe mir diverse Abschürfungen und Wunden zugezogen. Mein erster Gedanke war sofort: "das Rennen ist vorbei, mit dem Rad geht nichts mehr, 9 Monate Training für die Katz. Wenigstens die Runde wird aber zu Ende gefahren, damit die Supporter Bescheid wissen, sonst wird sich unnötig Sorgen gemacht. Überleg dir, bei welchem Ironman du dich gleich anmeldest, damit du nicht nochmal so eine lange Vorbereitung hast." Danach ging s zum Rad, welche etliche Meter von mir weg lag und wurde dann inspiziert. Kette war zwischen Rahmen und kleinem Kettenblatt eingeklemmt, bis das in Ordnung war sind gefühlt 10 Minuten vergangen. Kette war drauf, also weiter. Nur leider hat das Vorderrad nicht mitgespielt und komplett blockiert. Schnellspanner auf, Vorderrad mittig ausrichten und immer noch am linken Bremsbacken geschleift. Also Schnellspanner wieder auf, Vorderrad zum rechten Bremsbacken drücken, Schnellspanner zu und das Rad hat sich ohne Reibung gedreht. Leider ist das Rad unter Belastung dann trotzdem an den linken Bremsbacken gekommen und bei jeder Umdrehung gab es dieses nervige Geräusch, pfff .... pffff .... pfff. Zudem bremst das ganze natürlich auch.
Schließlich ging es weiter (der Schnitt ist in der Zwischenzeit von 35,2 auf 34,0 gesunken) und im Flachen konnte ich wider Erwarten trotz allem noch 38 - 39 km/h fahren, sicherlich mit etwas mehr Anstrengung aber besser als nichts. Bis zum Ende der ersten Runde war der Schnitt dann wieder bei 35,2 km/h (das Ziel unter 10h also nicht außer Reichweite) und meine Gedanken ans Aufhören waren verflogen. Alle 20 Kilometer wurde jedoch angehalten um das Vorderrad neu auszurichten, da das Schleifen immer mehr zunahm. Um vom Kopf her nicht allzu viel Energie wegen dieser Sache liegen zu lassen, habe ich mich über jede Kleinigkeit riesig gefreut. Sei es bei der Verpflegungsstelle eine ISO-Flasche, ein Gel und eine Wasserflasche bekommen zu haben, oder darauf alle 30 Kilometer einen Biss von meinem Lieblingsriegel, den ich extra mitgenommen habe zu essen. Außerdem war ich dankbar, dass mir beim Sturz nichts schlimmeres passiert ist und ich noch so weiterfahren kann. Ein geplatzter Schlauch hätte definitiv mehr Zeit gekostet, auch das habe ich mir positiv eingeredet. Die 2. Runde lief dann ohne weitere Zwischenfälle, nach 160 Kilometer wurden die Beine etwas müder, aber da gab es andere, die schon deutlich früher müder wurden. Am Ende stand ein Schnitt von 35,0 km/h und genügend Zeit, während der 2. Runde auszurechnen, was ich durch den Sturz und die in Summe 5 Zwischenstopps wegen dem Vorderrad verloren habe. Circa 6 Minuten dürften das gewesen sein. Dazu kommt noch die Zeit, die das ständige Schleifen der Bremse gekostet hat. 2 Kilometer vor der Wechselzone habe ich mich dann mental auf den Wechsel vorbereitet, 1 Kilometer vorher die Schuhe aus und ab in die Wechselzone.


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Wie ihr gesehen habt mit so viel Elan, dass ich in die falsche Reihe gelaufen bin :D, egal, gleich gemerkt, paar Sekunden verschenkt und keinen Kopf drüber machen. Der Rest hat einwandfrei funktioniert und los ging s auf die große Unbekannte. Einen Marathon laufen, nach ca. 6:15 Stunden Belastung. In der Wechselzone wurden auch die ersten Abstände zugerufen. Ausgemacht war, dass der Abstand zu Platz 4 oder 3 gerufen wird, sofern ich in Reichweite liege, da Platz 3 die sichere Hawaii-Quali bedeutete, Platz 4 eventuell. Hier hieß es dann, Platz 8, 8 Minuten auf Platz 4, da dachte ich, dass bei solch einem Marathon viel passieren kann und es tatsächlich drin sein könnte (wenn ich normal laufe und nicht einbreche, wird mein Ziel unter 10 Stunden zu bleiben, aufgehen). Daher der Blick nach vorne und die Vorgabe von mir auf keinen Fall zu versuchen muss, den Rückstand schon in der ersten Runde zu minimieren. Also Rhythmus finden. Ich habe mir vorgenommen, die ersten Kilometer nicht auf die Uhr zu schauen, sondern nur nach Gefühl zu laufen. Nach 3 Kilometer dann der erste Kontrollblick und es waren ca. 4:05/km, gefühlt hab ich mich gut, allerdings war das Tempo für den Plan mindestens 15 Sekunden/Kilometer zu schnell, das bedeutete etwas Tempo raus und dann genau auf das Gefühl achten, lieber gegen Ende nochmal Gas geben. An jeder Verpflegungsstelle lief es nach dem gleichen Prinzip. Wasser über den Kopf, ISO trinken, Cola trinken, Schluck Wasser hinterher, Rest über den Kopf, Schwämme schnappen und auf den Oberschenkeln vorne und hinten ausdrücken. Alle 45 Minuten dazu ein Gel.
Die ersten 10 Kilometer waren in ca. 43 Minuten ziemlich schnell und ich dachte, dass ich dadurch mit Sicherheit auf Platz 4 aufgeholt habe. Allerdings die Ansage. Platz 5, 8 Minuten Rückstand auf Platz 4. Die nächsten 10 Kilometer waren dann schon deutlich langsamer in ca. 47 Minuten, allerdings mit Pinkelpause auf dem Dixiklo. Am Rundenende hörte ich, Platz 5, 2:30 Minuten auf 4. Worüber ich mich allerdings tierisch aufgeregt habe, war, dass das Supporterteam an genau der gleichen Stelle stand wie 10 Kilometer vorher und es viele Punkte an der Strecke gab, bei denen man hätte ca. 300 Meter laufen müssen um an 2 Punkten die Läufer sehen zu können. Z.B. bei KM 1 und KM 9. So lies ich der Wut freien Lauf und habe die Anhänger angeschrien: "Ihr seid so faul, ich geb hier alles und ihr steht nur rum. Bewegt euch!" So bekam ich auf der 3. Runde, die mit Abstand die Schwierigste war und ich überlegt habe, kurzzeitig zu gehen, die nötige Unterstützung an 2 Punkten.
Während der 3. Runde hab ich mir gesagt, dass ich diese Runde auf jeden Fall zu soweit laufen muss, bis ich weitere Zwischenzeiten bekomme, da ich auf der 2. Runde so viel Zeit aufgeholt habe. Danach wollte ich schauen, wie groß mein Rückstand noch ist um noch eine Taktik für die 4. Runde aufzustellen, sofern es die Beine hergeben. Nach ca. 30 Kilometern dann: Platz 5, 2 Minuten auf Platz 4 (die dritten 10 Kilometer bekam ich auch in ca. 49 Minuten hin, ca. 04:55/km). Ich dachte, das gibt es nicht, wie hart wird das bitte. Viele haben gesagt, dass die letzten 6 Kilometer die härtesten sind, genau diese Erfahrung habe ich bei meinem reinen Marathon auch gemacht. Allerdings fühlte sich mein Bauch gut an, vom Gefühl her sollte der Zündstoff reichen, nur die Vorderseite der Oberschenkel schmerzte. Mein Plan stand dann auch relativ schnell, Wenn möglich die nächsten Kilometer etwas schneller als die der letzten Runde, nicht mehr viel auf die Uhr schauen, nur noch auf das Gefühl hören und die letzten 5 Kilometer den Kilometer in 04:30 anpeilen. Hat auch alles funktioniert, das Gefühl war nach 37 Kilometer immer noch gut, die Beine haben nicht noch ärger geschmerzt und so hieß es dann, zulegen, was noch geht. Die nächsten Kilometer waren dann bei 04:45, 04:44 und 04:38, kam mir aber viel schneller vor :D, dennoch war ich am Limit und es ging nicht mehr schneller.
Die letzten 2,2 Kilometer war dann die Devise, nicht mehr auf die Uhr schauen, durchlaufen und das Rennen gut zu Ende bringen. "Ich hab alles Mögliche dafür getan, diesen Platz noch zu holen und die letzten paar hundert Meter genießt du ganz bewusst, wenn es dann nicht reicht, ist es eben so." Beim Zieleinlauf habe ich mich dann ein wenig feiern lassen und keine 10 Sekunden nach der Zielüberquerung bin ich zusammengebrochen, weil mich die Beine nicht mehr getragen haben. Seht ihr in einem der beiden Videos.

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Ich war die ganze Zeit ansprechbar (also nicht kollabiert), aber musste gestützt werden und wurde ins Medical Zelt gebracht. Da wurden dann auch die Wunden vom Radsturz direkt versorgt und 5 Minuten später war ich wieder bei kleinen Kräften, zumindest so, dass ich mich aufrecht halten konnte. Danach habe ich erfahren, dass es tatsächlich der 4. Platz geworden ist, weil ich dem anderen Triathleten tatsächlich auf den letzten 5 Kilometer 4 Minuten abgenommen habe. Mein Plan für die letzte Runde ging also völlig auf :). Und ja, was soll ich nun noch sagen? Es war eine riesengroße Erfahrung mit Höhen und Tiefen während des Rennens, wobei ich sehr viel mehr Höhen als Tiefen hatte und verpflegungstechnisch gab es überhaupt kein richtiges Tief. Sehr viel Spaß hat es gemacht, nur heute bekomme ich die Quittung von meinen Beinen :D, da geht gar nichts mehr. Jeder einzelne Schritt schmerzt höllisch und geht auch nur in Zeitlupe. Aus meinem Weg zum Ironman unter 10 Stunden wurde im Laufe des Rennens (speziell beim Marathon) doch tatsächlich mein Weg nach Hawaii ------ here we go!!! Wie ihr gesehen habt, habe ich eine Startplatz für die Altersklassen-Weltmeisterschaft auf Hawaii in der Tasche und freue mich schon extrem auf diesen Mythos, auch wenn ich im Moment noch nicht weiß, wann ich wieder mit dem Training einsteige. Wie mein Weg weitergeht, werde ich euch dann in ein paar Tagen sagen.

Zum Schluss geht ein riesengroßes Dankeschön an alle die mich in den letzten Wochen und Monaten unterstützt und mir auch den Rücken freigehalten haben. Speziell an die Supporter vor Ort: Melina, Peggy und Wolfgang, Karo, Sina und Vanessa, außerdem an meine Mutter und an meine Physiotherapeutin Eva, die ich jederzeit anrufen konnte, sobald ich etwas gebraucht habe. Vor allem aber auch an meinen Heimatverein TSV Degmarn, der mich unterstützt wo es nur geht. Uuuuuuund natürlich auch an euch alle, die mir die Daumen gedrückt und mitgefiebert haben, was nochmals wahnsinnig extra motiviert hat. Das hat echt Rückenwind gegeben. Sollte ich vergessen haben, jemand extra zu erwähnen, seht es mir bitte nach, ich bin immer noch ein wenig geflasht und so ganz realisiert habe ich das alles immer noch nicht.



Bis bald Euer Tobi



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